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IBO - Concerti Bizarri - NDR

Mehr als vier Jahrzehnte spielt Monica Huggett historisch informiert und mit großer Leidenschaft Barockvioline. Bereits in den 70er-Jahren musizierte sie mit dem English Chamber Orchestra und der Academy of Ancient Music. 1980 gründete sie mit Ton Koopman das Amsterdam Baroque Orchestra. Zahlreiche Barockensembles spielten mit ihr und unter ihrer Leitung. Seit 2008 ist sie künstlerische Leiterin des "Juilliard Historical Performance Program" an der Juilliard School in New York. 

Auch das in Deutschland noch wenig bekannte Irish Baroque Orchestra spielt unter ihrer künstlerischen Leitung. "Concerti Bizarri" heißt die nun erschienene CD dieses Ensembles.

Das Irish Baroque Orchestra ist ein Ensemble aus exzellenten Musikern. Viel zu schade, findet Monica Huggett, sie nur immer im Tutti begleiten zu lassen. Sie beschloss, eine Idee in die Tat umzusetzen, die ihr schon viele Jahre im Kopf herumging - seit sie nämlich ein Programm mit Konzerten zusammengestellt hatte, bei denen es nicht nur einen, sondern mehrere Solisten gab. Eine Ouvertürensuite von Georg Philipp Telemann mit dem Beinamen "La Bizarre" gehörte damals auch zum Programm. Die ist auf der neuen Einspielung nicht zu hören - aber der Titel blieb haften und so heißt die CD "Concerti Bizarri".

Telemann, der einige Konzerte für mehr als einen Solisten geschrieben hat, ist mit seinem Konzert für zwei Violinen und Fagott vertreten. Eine Art deutscher Vivaldi-Stil zeichne alle Kompositionen der Aufnahme aus, erläutert Huggett im Begleittext. Viele Themen oder Passagen könnten von Vivaldi sein, sind aber in der Weiterführung dann komplexer. Und sie haben Witz: Wenn zum Beispiel das Fagott im langsamen Satz ein Pizzicato nachahmt, über dem die Soloviolinen ihre Melodien entwickeln.

Fünf Konzerte dieser besonderen Form präsentieren Huggett und ihre Kollegen. Dabei kann man nicht nur die wunderbaren Musiker kennenlernen. Auch Werke von Komponisten die heute wahrscheinlich nur noch wenigen Menschen geläufig sind, gibt es zu entdecken: Johann Friedrich Fasch war zu Lebzeiten so bekannt wie Händel und Telemann. Johann Sebastian Bach soll den Kollegen Fasch sehr geschätzt haben. Mit seinem Konzert für Flöte und Oboe beginnt die Einspielung.

Wie Gespräche wirken diese hochbarocken Konzerte stellenweise. Der Tonfall wechselt schnell: Mal zupackend direkt und dann wieder zart und nachdenklich melden sich die einzelnen Instrumente mit ihrem kurzen Motiven zu Wort. Das gilt auch für die Werke des zu seiner Zeit sehr renommierten Komponisten Christoph Graupner.

Die Musiker des Irish Baroque Orchestra kosten die Feinheiten der Kompositionen mit Wonne aus. Monica Huggett bereiten die Werke besondere Sinnesfreuden. Im Booklet der CD beschreibt sie, dass das Hören dieser Musik für sie vergleichbar mit dem Genuss des besten Mousse au Chocolat sei - Recht hat sie!

NDR
01 July 2016