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Profeti della Quinta - Salomone Rossi: Il Mantovano Hebreo - Opera Lounge

'The vocalists maintain an impressively pure, clear and beautiful sound throughout the hour-long recording.'


Frühe Musik - Nuove Musiche

Il Mantovano Hebreo ist eine spannende Neuerscheinung überschrieben, die sich dem Schaffen Salomone Rossis (ca. 1570 bis ca. 1639) widmet. Nur wenig ist über ihn bekannt, aus Indizien und Fährten lassen sich Stationen seiner Biographie rekonstruieren. Sicher ist, dass er einer italienisch-jüdischen Familie entstammte und als Sänger und Violinist am Hofe der Gonzagas in Mantua tätig war, wo ab 1590 auch Claudio Monteverdi für 22 Jahre wirkte. Bemerkenswert an Rossis Schaffen ist, dass er sowohl mehrstimmige Vokal- und Instrumental-Kompositionen für den italienischen Hof schrieb und publizierte (Sinfonie, Gagliardi, Balli, Cannzonetti, Madrigali...), als auch mehrstimmige Chormusik auf hebräische Texte für die Synagoge. Wie da zusammen ging, ist bislang nur in Ansätzen erforscht. Nachdem das Label Tactus vor allem in den 1990er Jahren bereits einige CDs mit Kompositionen von Salomone Rossi veröffentlicht hat, ist nun beim schottischen Label Linn Records eine Zusammenstellung mit italienischen Madrigalen, hebräischen Gebeten und Instrumentalmusik erschienen, die diese Musik an der Schwelle von der Renaissance zum Frühbarock präsentiert.

Das hierzulande kaum bekannte israelische A-cappella-Ensemble Profeti della Quinta wurde dafür mit den oft allzurückhaltend agierenden Musikern Katya Polin und Eva Saladin (Violine) sowie Ori Harmelin und Ryosuke Sakamoto (Theorbe) gepaart. Bereits 2008 war bei PAN eine CD des Ensembles mit Werken Rossis erscheinen. Profeti della Quinta besteht hier aus vier hohen Männerstimmen, die Wechsel von a cappella-Passagen und Continuo-Begleitung der Gesänge sorgen dabei für Abwechslung. Handeln die Madrigale zumeist von der Liebe, so sind die jüdischen Texte dem Alten Testament entnommen. Der klare und schöne Klang, den die Sänger durchweg intonationsrein pflegen, ist eindrucksvoll und trägt das einstündige Programm, das in den instrumentalen Passagen durchaus mehr Energie und Variabilität vertragen könnte. Der Wechsel der immer hin 30 Musiknummern auf der CD folgt keinem erkennbaren dramaturgischen Muster und man stellt sich beim Hören die Frage, wie sich denn nun innovative italienische und konservative jüdische Tradition in der Musik Rossis tatsächlich zueinander verhalten?

Opera Lounge
16 April 2014