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Arcangelo - Handel Brockes-Passion - Pizzicato

Nachdem die Brockes-Passion von Händel erst vor gut 50 Jahren wiedergefunden wurde, hat sie sich zu einem gern gespielten und auch eingespielten Werk entwickelt. Das Booklet der neuesten Aufnahme vom Ensemble Arcangelo unter Jonathan Cohen gibt die Übersicht über die Sätze und den Text ebenso wieder wie einige einleitende Worte. Details zu Interpretations- oder Besetzungsfragen belasten den Interessenten nicht. Insofern kann er sich ganz auf die Musik konzentrieren. Und das Ergebnis ist aller Ehren wert. Beispielsweise zu Beginn des Jesus gewidmeten Soliloquium ‚Mein Vater! Schau, wie ich mich quäle‘ wird diese Qual sowohl im Gesang als auch im orchestralen Klang wirkungsvoll schwer schleppend dargestellt. Überhaupt gelingt es Cohen mit dem Orchester, eine ebenso lebendige wie flüssige Gestaltung zu modellieren, die in keinem Moment entspannt und so das Werk zusammen hält. Bei den Gesangssolisten ragt Sandrine Piau in der Bekanntheit heraus. Sie zeigt sich sängerisch von hervorragender Seite. Auf der zweiten CD (Track 15) gestaltet sie das ‘Schau, Seele, Schau‘ so ergreifend neugierig erstaunt, dass es Zuhörende unmittelbar gefangen nimmt. Aber das ist nur ein Beispiel von vielen. Leider muss man andererseits feststellen, dass ihre Artikulation der deutschen Sprache nicht auf dieser Höhe mitschwingt. Vielleicht merkt man es nicht einmal so genau, wenn man allein sie hört. Aber im Vergleich mit den Männerstimmen und selbst den Chorpassagen merkt man auf, dass alles sehr gut zu verstehen ist. Ihre Aussprache aber nicht. Das ist schade. Die beiden Männersolisten, beides noch junge Künstler, sind der Tenor Stuart Jackson als Evangelist und der Bariton Konstantin Krimmel als Jesus. Hier treffen viele erfreuliche Punkte zusammen, so dass beide ihre Rolle sowohl stimmlich als auch gestalterisch überzeugend darbieten. Beides schon Preisträger von Wettbewerben, sind sie auf dem Weg und, was den Bariton betrifft, auch schon positiv aufgefallen. Die Solisten im und aus dem Chor in ihren kleineren Passagen stehen den großen Namen in nichts nach. Wie schon erwähnt, bieten sie einzeln als auch im Verbund, obwohl keine Muttersprachler, eine klare und verständliche Aussprache. Doch auch die ihre Rollen sind vollwertig und liebevoll gestaltet und nicht etwa als Nebenrollen abgetan. Da auch die technische Umsetzung keine Schwächen aufweist, hat sich für die Beteiligten die Befassung mit der umfangreichen Komposition ebenso gelohnt für sie es für den Hörer tut.

After Handel’s Brockes Passion was only rediscovered a good 50 years ago, it has developed into a popular work. The booklet of the latest recording by the Ensemble Arcangelo under Jonathan Cohen provides the overview of the movements and the text as well as some introductory words. Details on questions of interpretation or scoring do not burden the interested listener. In this respect, the listener can concentrate entirely on the music. And the result is worthy of all honour. For example, at the beginning of the soliloquy dedicated to Jesus, in ‘Father! Look how I agonise’, this agony is effectively portrayed in the singing as well as in the orchestral sound. In general, Cohen succeeds with the orchestra in modelling an equally lively and fluid performance that never relaxes at any moment and thus holds the work together. Among the vocal soloists, Sandrine Piau stands out in prominence. She shows herself to be an outstanding singer. For example, in Tochter Zion on the second CD, track 15, she creates the ‘Look, Soul, Look’ with such poignant curiosity that it immediately captivates listeners. But this is only one example of many. Unfortunately, on the other hand, one must note that her articulation of the German language is not at this level. The two male soloists, both still young artists, are the tenor Stuart Jackson as the Evangelist and the baritone Konstantin Krimmel as Jesus. Many pleasing points come together here, so that both present their roles convincingly both vocally and interpretatively. Both already winners of competitions, they are on their way and, as far as the baritone is concerned, have already attracted positive attention. The soloists in and out of the choir in their smaller passages are in no way inferior to the big names. As already mentioned, they offer clear and understandable pronunciation, both individually and as a group, although they are not native speakers. But even their roles are fully and lovingly created and not dismissed as supporting roles. Since there are no weaknesses in the technical realisation either, it was just as worthwhile for the participants to deal with the extensive composition as it is for the listener.

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Pizzicato
24 February 2021