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Jacques Imbrailo - Sibelius & Rachmaninov: Songs - Opernwelt

Der Brief, den Sergej Rachmaninow im Oktober 1908 aus Dresden an den Regisseur Konstantin Stanislawski schrieb und als Klavierlied vertonte, damit Fjodor Schaljapin ihn vorsingen konnte, wäre für manchen Interpreten vielleicht Anlass zur vokalen Augenzwinkerei, zu reflexhafter Ironie gewesen.

Doch der Bariton Jacques Imbrailo trägt ihn auf seiner neuesten CD so vor, wie er gemeint ist: als Glückwunsch zum zehnjährigen Bestehen des Moskauer Künstlertheaters, als Erinnerung an die gemeinsame persönliche Verbundenheit mit Anton Tschechow, als Verständigung über ein Ideal von Kunst, das auf Intimität, Aufrichtigkeit, psychologische Genauigkeit zielte. Imbrailo singt mit einer geradlinigen Herzlichkeit, der es um die Sache geht, nicht um das Ausstellen von Gefühlen. Überhaupt ist an diesem Album «Sibelius & Rachmaninov: Songs» die Haltung des Singens ganz erstaunlich: Lyrisch und weich im Timbre, aber fast durchweg mit voller Stimme werden die «Fünf Weihnachtslieder» von Jean Sibelius, in ihrer choralhaften Schlichtheit völlig gesangbuchtauglich, von Imbrailo angegangen, genauso wie die tief religiös grundierten Lieder «Christ ist erstanden» und «An die Kinder» von Rachmaninow. Hier ...

Opernwelt
31 August 2018