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SCO - Weber: Wind Concertos - Klassik

ie exzellenten Bläsersolisten des Scottish Chamber Orchestra sind hervorragende Interpreten von Carl Maria von Webers Bläserkonzerten. Das Orchester aber hat schon weitaus runder geklungen.

Carl Maria von Webers Klarinettenkonzerte waren in jüngerer Zeit auf dem Tonträgermarkt gut vertreten mit einigen exzellenten Einspielungen. Nun kommt mit dieser SACD aus dem Hause Linn eine weitere hinzu. Im Rahmen vorliegender Aufnahme der Bläserkonzerte von Weber wurden freilich nicht alle drei Werke für Klarinette und Orchester aufgenommen (das hätte die Kapazität einer CD überschritten), sondern nur das f-Moll-Konzert op. 73 und das Klarinetten-Concertino op. 26. Ergänzt werden die beiden Stücke durch das Fagottkonzert F-Dur op. 75 und das Horn-Concertino op. 45. Die Unternehmung des Scottish Chamber Orchestra, seine hervorragenden Bläsersolisten in den Konzerten Carl Maria von Webers hervortreten zu lassen, ist von Erfolg gekrönt. Webers Konzerte für Fagott, Horn und Klarinette bieten ein denkbar geeignetes Tableau, um die technischen und musikalischen Kompetenzen der Bläsersolisten schattierungsreich und wirkungsvoll zum Vorschein kommen zu lassen.

So etwa die hohe Kunst des jungen spanischen Klarinettisten Maximiliano Martín. Er verfügt über einen fokussierten, volumenreichen Ton, den er je nach musikalischem Charakter fein zu modellieren versteht. Neben einer wunderbar leichtfüßigen Agilität, die sich etwa im 'Rondo. Allegretto' des f-Moll-Konzerts zeigt, begeistert vor allem die Fähigkeit, den Ton zart aufblühen zu lassen oder aber - wie im Eingangssatz - ihn mit einer durchdringenden Strahlkraft auszustatten. Sehr bewegend ist sowohl der 'Andante'-Satz des Concertinos wie auch das 'Adagio ma non troppo' des Klarinettenkonzerts Nr. 1 mit seinem effektvollen Wechsel zwischen idyllischer, frei atmender Kantilene und zupackenden Gesten geraten.

Auch das Orchester klingt in dem pastoralen Eingangsteil des zweiten Satzes von Webers f-Moll-Konzert am besten. Dort verbinden sich die Register zu einem dichten Klangfundament. Das ist leider nicht durchweg so. Während nicht nur die Bläsersolisten, sondern auch die Orchesterbläser Herausragendes leisten - geschmackvoll leicht artikulierte Holzbläsertupfer oder auch kerniges Blech im Schlusssatz des Klarinettenkonzerts Nr. 1 - wirkt die Streichergruppe des Scottish Chamber Orchestra an zahlreichen Stellen etwas dünn, zumal im Tutti. In einigen Momenten hört man sehr hell timbrierte, präsente Oberstimmen und klar artikulierte Bässe, aber dazwischen fehlt es an der Klangstärke der Mittelstimmen, die beide Register miteinander verbände. Nicht selten fehlt es aber auch den Unterstimmen an Gewicht, um das harmonische Fundament klangstark zu bekräftigen. Dieser Eindruck mag auch durch die Akustik der Usher Hall, Edinburgh, verstärkt werden, die dem Orchesterklang einen großen Raumanteil beimischt. Sie erweist sich als nicht sehr hilfreich, den Klang des von Konzertmeister Alexander Janiczek geleiteten Scottish Chamber Orchestra stärker zu fokussieren.

Die Bewertung in der Kategorie ‚Interpretation‘ ist somit als Durchschnitt von drei Sternen fürs Orchester und fünf Sternen für die Solisten zu lesen. Denn nicht nur der Fagottist Peter Whelan weiß seinem Instrument viel Lebhaftigkeit und kantables Potential zu entlocken. Auch Alec Frank-Gemmills Zugriff auf das Horn-Concertino gehört zu den temperamentvollsten klanglichen Darstellungen dieses Stücks. Frank-Gemmill hat sich für einige Verzierungen des Hornparts von Webers Umarbeitung dieses Werks für Klavierduo anregen lassen. Das verleiht dem Concertino viel Leichtigkeit. Die Kadenz, vom Hornisten selbst entworfen, ist äußerst gelungen, auch die Multiphonics (gespielte plus gleichzeitig gesungene Töne) bilden einen interessanten Übergang zu einem Schluss-'Allegro', dessen weiter Ambitus selten so sicher und kernig durchmessen wurde.

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Klassik
08 September 2012