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SCO Winds - Beethoven: Music for Winds - Terzwerk

Ludwig van Beethoven ist den meisten bekannt für seine 9 Symphonien und seine Klaviersonaten. Paradebeispiel für solche sind die fünfte Symphonie („Ta-Ta-Ta-Taa“) und die Sonate Nr. 14 op. 27 Nr. 2., bekannt als „Mondscheinsonate“. Was jedoch nur Wenige wissen: Beethoven hat auch wunderbare Kammermusik für Bläser komponiert. Seine Streichtrios und -quartette und auch seine Klavierkammermusik ist bekannt, doch die gemischte Kammermusik hat keinen vergleichbaren Bekanntheitsgrad. Zugegeben: Für dieses Genre hat Beethoven wesentlich weniger Werke komponiert. Dennoch sind diese nicht zu unterschätzen.

Die Bläser-Solisten des Scottish Chamber Orchestra (SCO) haben sich auf ihrer neuen CD „Ludwig van Beethoven – Music for Winds“ (LINN) genau mit diesen Werken auseinandergesetzt. Egal, ob es sich bei Beethovens Kammermusiken für Bläser um ein Sextett, ein Oktett oder ein Duo handelt; alle fordern ein hohes technisches Können und eine sensible musikalische Ader für die unterschiedlichen Charaktere, die Beethoven in diesen Werken zum Ausdruck bringen will. Die Solisten des SCO beeindrucken mit einer schlichten, klanglich sehr weichen, aber dennoch ausdrucksstarken Aufnahme.

Die meisten Werke auf dieser CD haben einen frohen und unbeschwerten Charakter. So auch das Sextett in Es-Dur Op. 71, mit dem die Aufnahme beginnt. Ein viersätziges Werk mit einer für die Kammermusik außergewöhnlichen Besetzung: zwei Klarinetten, zwei Fagotte und zwei Hörner. Oboen fehlen in diesem Werk komplett, Flöten findet man auf dieser Aufnahme überhaupt nicht. Dies tut dem Ganzen allerdings keinen Abbruch. In der langsamen Einleitung des „Adagio – Allegro“ führt die Klarinette. Maximilano Martín beeindruckt mit weicher Klangfarbe und mühelos klingendem staccato. Der Übergang zum Allegro gelingt problemlos und das Kopfmotiv – bestehend aus drei Achteln – übernimmt. Auch die restlichen Bläser des Ensembles, die nun solistischer auftreten, beeindrucken mit Fingerfertigkeit und warmer Klangfarbe. Es wird deutlich: Die Musiker beeindrucken nicht nur einzeln, sondern harmonieren auch als Ensemble.

Im zweiten Satz stellt Peter Whelan im Fagott das gesangliche Thema vor. Musikalisch schön ausgestaltet und mit genau dem richtigen Maß an Vibrato in seinem Klang gibt er das Thema im nahtlosen Übergang schließlich an die Klarinette weiter. Es folgt ein musikalischer Dialog zwischen Fagott und Klarinette. Beide werfen sich die Phrase immer wieder hin und her, sodass diese aber niemals abbricht. Die Schlichtheit dieses Satzes erinnert an Mozart und lässt den weichen Klangfarben somit noch mehr Platz, um zu strahlen.

Die beiden letzten Sätze des Werkes – ein Menuetto und Rondo – bringen den kecken und fröhlichen Charakter des Gesamtwerkes wieder zurück. Vor allem im Rondo punktet das Ensemble mit einem schlanken Tutti-Klang – nicht zu dünn, doch auch nicht zu übermächtig. Allzeit habe ich mich zu den größten Verehrern Mozarts gerechnet und werde es bis zum letzten Lebenshauch bleiben. – Ludwig van Beethoven Die gelungene Symbiose vom Klang des Klarinettisten Maximilano Martín und dem Fagottisten Peter Whelan wird auch bei dem „Duo für Klarinette und Fagott WoO 27 No. 1“ deutlich. Selbst bei technisch anspruchsvollen Läufen, die zum Teil gleichzeitig auch noch ein schnelles staccato fordern, bricht der Klang der beiden Holzbläser niemals aus.

In dem zweiten Satz des Duos „Larghetto sostenuto“ beginnt die Klarinette mit einem leidenschaftlichen Thema mit Vorschlägen, das den Hörer kurz in die Leidenschaft Spaniens entführt. Auch wenn der Satz mit knapp zwei Minuten relativ kurz ist, passiert dennoch viel auf engem Raume durch eine komplexe Melodieführung und eine intensive Verbindung beider Stimmen. Das zweite Hauptwerk auf dieser CD ist das „Oktett Es-Dur Op. 103“. Hier ist die Besetzung mit zwei Klarinetten, zwei Oboen, zwei Fagotten und zwei Hörnern nun komplett. Ganz wie man es von kammermusikalischen Werken gewohnt ist, übernimmt häufig die Oboe die melodische Führung. Obwohl Robin Williams und Rosie Staniforth auf der CD nun das erste Mal mit dabei sind, fügen auch sie sich schnell in den sehr gut ausbalancierten Klangkörper des Ensembles ein. Eventuell ein Indiz für ein schon jahrelang andauerndes Zusammenspiel als Holzbläsersatz im Scottish Chamber Orchestra.

In dem ersten Satz des Oktetts beeindruckt das Ensemble vor allem mit seiner ausdrucksstarken Dynamik. Crescendi zu expressivem forte und decrescendi zu zurückhaltendem piano klingen wie aus einem Guss.

Besonders sticht in diesem Satz der erste Hornist Alex Frank-Gemmill heraus. Er behält trotz schneller Läufe seinen Waldhorn-Klang bei und „verschluckt“ diesen nicht, wie es anderen Hornisten schnell passieren kann. Er kann mühelos mit der Gelenkigkeit der Holzbläser mithalten.

Bei dem zweiten Satz handelt es sich um ein schlichtes, aber dennoch gesangliches „Andante“. Die Oboe stellt den musikalischen Grundgedanken vor, der schließlich durch Fagotte und Klarinetten wandert. Ist der Oboist Robin Williams an vereinzelten Stellen in der Höhe etwas dünn im Klang, wird dies durch die intensiv gestaltete Phrasierung sofort wieder ausgeglichen. Das Werk endet nach einem durchtriebenen „Menuetto“ in einem „Presto“. Ohne wirkliche Einleitung beginnt der Satz mit schnellen Klarinettenläufen, in denen Maxmiliano Martín und William Stafford erneut ihre Fingerfertigkeit unter Beweis stellen. Der Satz endet in einem feurigen Finale, in dem alle Bläser ihre technische Brillanz noch einmal zum Besten geben.

Am Schluss der Aufnahme stehen ein „Rondino Es-Dur, WoO25“ und der „Marsch in B-Dur, WoO29“. Das „Rondino“ beginnt mit der Melodie im Horn; einer der wenigen Momente, in denen das Horn bewusst im Mittelpunkt steht, besonders direkt am Anfang des Werks. Doch auch diese Aufgabe meistern Alex Frank-Gemmill und Harry Johnstone mühelos. Mit einem kleinen, aber feinen Marsch endet schließlich diese sehr empfehlenswerte CD der SCO Bläser-Solisten.

Terzwerk
08 March 2018